Kürzlich noch darüber geschrieben, dass du Glaubenssätze wie „Ich texte zu langsam“ besser auflösen solltest, und jetzt das: ein Artikel darüber, wie du beim Texten mehr in kürzerer Zeit schaffst. Wie geht das zusammen?

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass viele von uns Texter:innen sich von diesem Glaubenssatz blockieren lassen. Und zwar, obwohl in keinster Weise bewiesen ist, dass wir tatsächlich (zu) langsam texten. Ich gehe also immer noch davon aus, dass Kolleg:innen, die so etwas über sich denken, in Wirklichkeit in einem völlig normalen, guten Tempo texten.

Da ich aber gleichzeitig finde, dass es immer und überall Luft nach oben gibt und dass Weiterentwicklung durchaus Spaß machen kann und uns voranbringt, habe ich einige Schneller-texten-Tipps zusammengestellt. Und ich hoffe sehr, dass du sie dir mit einer Einstellung wie „Super, vielleicht werde ich dadurch noch schneller“ durchliest und nicht mit einem Mindset à la „Hoffentlich komme ich damit endlich mal auf ein normales Tempo.“

Meine 12 Text-Tempo-Hacks

Hier kommt nun meine Sammlung für dich. Wenn du selbst noch entsprechende Tipps auf Lager hast, freuen ich und die Text-Community uns, wenn du sie unten als Kommentar mit uns teilst.

1. Aktualisiere dein Mindset

Wenn du schon andere Texte von mir oder mein Buch für Texter:innen kennst, weißt du: Diese Frau steht auf Mindset-Arbeit. Das tue ich in der Tat, weil ich an mir immer wieder feststelle:

Wenn ich mich unterbewusst einschränke, kleinmache oder verurteile, kann aus mir einfach nichts Gigantisches herauskommen. Denn logisch, wenn ich mir selbst nicht erlaube, mein Potenzial strahlen zu lassen, Neues zu probieren und zu wachsen, dann gibt es nur eins – muffigen Stillstand.

Du möchtest als freiberufliche:r Texter:in gezielt an deinem Mindset arbeiten, Blockaden und störende Glaubenssätze auflösen und dich auf dem Weg zu deinem Erfolg begleiten lassen? Dann schau dir jetzt mein Coaching-Angebot für Texter:innen an.

Wichtig bei diesem Tipp ist mir:

  1. Erkenne, dass du schon auf einem guten Tempo-Niveau beim Texten bist. Mach dich frei von blockierenden Glaubenssätzen wie dem oben genannten. Wenn du gedanklich von einer soliden Basis aus startest anstatt aus einem tiefdunklen Kellerloch, erscheint der Aufstieg zum nächsten Level gleich viel kürzer und machbarer.
  2. Wenn du wirklich an deinem Text-Tempo schrauben willst, öffne dich dafür, etwas Neues auszuprobieren und etwas zu verändern. Denn sein wir ehrlich: Wenn alles, was du bisher ausprobiert hast, nicht zum gewünschten Ziel geführt hat, wird es das künftig auch nicht. Hast du also z. B. bisher Diktiersoftware (siehe nächster Tipp) immer mit Naserümpfen bedacht, könnte es sich lohnen, das Ganze einfach mal auszuprobieren.Hier darf ich mich übrigens an meine eigene Nase fassen, denn bisher war ich so eine Naserümpferin. Da es aber keinen vernünftigen Grund gibt, Diktiersoftware nicht zumindest mal 30 Minuten lang zu testen, werd‘ ich’s jetzt einfach mal tun.

2. Teste eine Diktiersoftware

Um mit einer Diktier- bzw. Spracherkennungssoftware schnell große Mengen an Text zu produzieren, braucht es sicherlich ein bisschen Übung. Aber ein Versuch ist es definitiv wert, vor allem, wenn du im Tippen (noch) nicht so flott unterwegs bist (siehe nächster Tipp).

Für den Einstieg und um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen, starte einfach mit einem kostenlosen Tool wie textfromtospeech.com (den Tipp habe ich von meiner Freundin Yvonne von MyNextSelf bekommen). Auch in Word gibt es ab Office Version 2013 eine integrierte Spracherkennungssoftware.

Wenn du Geschmack an dieser Art der Textproduktion gefunden hast, lohnt sich für dich eventuell eins der kostenpflichtigen Profi-Tools.

Nachdem ich nun selbst ein bisschen herumgetestet habe (ja, ich bin über meinen Schatten gesprungen), glaube ich, dass sich mit einer Diktiersoftware vor allem erste Entwürfe von Texten produzieren lassen, die du anschließend noch ordentlich überarbeiten musst. Was aber auch wieder eine gute Übung ist, um nicht immer jeden Satz sofort redigieren zu wollen (siehe Tipp 8).

3. Tippe mit 10-Finger-System

Vielleicht ist das für dich selbstverständlich, dann spring einfach weiter zum nächsten Tipp. Wenn du allerdings bisher nicht mit 10-Finger-System schreibst, lohnt es sich für dich als Texter:in, das so bald wie möglich zu lernen.

Denn auch, wenn du mit deinem Zwei-Finger-Suchsystem bisher ganz gut über die Runden kommst:

Das 10-Finger-Tipp-System hat einfach den Vorteil, dass du beim Tippen nicht mehr auf die Tastatur, sondern auf den Bildschirm schauen kannst. Außerdem wird jede Taste von genau dem Finger angesteuert, der ihr am nächsten liegt – was das Tippen einfach sehr schnell macht. Und das Beste:

Wer das 10-Finger-System richtig beherrscht, braucht nicht mehr darüber nachzudenken, wo welcher Buchstabe auf der Tastatur liegt – das Tippen geht quasi wie von selbst und du sparst deine Energie und Zeit für den gedanklichen Texterstellungsprozess.

4. Strukturiere vor dem Schreiben

Gerade bei längeren Texten hilft es mir enorm, mir vor dem eigentlichen Schreiben die Struktur zu überlegen. Das mache ich, indem ich die wichtigsten Punkte in Form von Zwischenüberschriften im Dokument sammele und sie anschließend in eine sinnvolle Reihenfolge bringe. Danach brauche ich die Absätze „nur“ noch mit Text zu befüllen.

Was mich hier schneller texten lässt, sind Übersicht und Textziel, die ich damit von Anfang an habe. Ich weiß, wo ich hinmöchte mit meinem Text, und brauche während des Textens keine Zeit darauf zu vergeuden, planlos drauflos zu schreiben und mittendrin sortieren zu müssen.

Aber Vorsicht:

Wenn du zu Perfektionismus neigst, setze dir vorher ein Zeitlimit für das Strukturieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man sich wunderbar in der Planung eines Textes verlieren kann, indem man unzufrieden ewig Themenblöcke hin und her schiebt. Die Struktur sollte außerdem flexibel bleiben, damit du Ideen integrieren kannst, die während des Schreibens entstehen.

5. Probiere Patchwork-Schreiben

Bist du jemand, der beim Schreiben gerne zwischen einzelnen Abschnitten hin und her springt? Oder anders herum: Bremst dich manchmal der Zwang, etwas chronologisch von A nach Z bearbeiten zu müssen?

Dann bist du ein:e Patchwork-Schreiber:in bzw. solltest es einfach mal ausprobieren. Die Methode stammt von Schreibcoach und Autorin Ulrike Scheuermann und ist in ihrem für Texter:innen sehr hilfreichen Buch Die Schreibfitness-Mappe beschrieben.

Dahinter steckt die Einladung, dass du immer genau an den Abschnitten schreibst, zu denen dir gerade ganz viel einfällt. Wenn du das tust, anstatt dich für dein „Hin und Her“ (schon wieder ein verkappter Glaubenssatz) zu verurteilen und gegen den Impuls anzukämpfen, kannst du deine Energie wunderbar für die Textproduktion nutzen. So kommst du wesentlich schneller voran, als wenn du dich zwingst, erst eins nach dem anderen zu bearbeiten und dann immer wieder stecken zu bleiben.

Die Methode hat ihren Namen also daher, dass du dich zuerst auf die Produktion einzelner Teile konzentrierst und diese am Ende wie eine Patchwork-Decke zusammenfügst.

6. Behalte deine Zielgruppe vor Augen

Immer, wenn ich beim Schreiben langsamer werde, stelle ich mir jemanden aus meiner Zielgruppe vor, der mich gebannt anschaut und auf die nächsten Infos wartet. Und schon nimmt mein Schreiben automatisch an Fahrt auf – man will die Person ja schließlich nicht warten lassen.

Der Fokus auf deine Zielgruppe sorgt automatisch dafür, dass du am Ball bleibst und dich nicht in unwichtigen Details oder komplizierten Formulierungen verlierst. Was dich automatisch schneller – und ohnehin besser – schreiben lässt.

7. Zapfe zuerst dein eigenes Wissen an

Wenn du dich mit dem Thema eines Textes schon ein wenig auskennst, schreibe zuerst über das, was du schon weißt. Wenn du nämlich noch vor dem ersten geschriebenen Wort in die Recherche einsteigst, kann das enorm viel Extrazeit kosten. Vor allem, wenn du wie ich dazu tendierst, alles spannend zu finden und bis ins kleinste Detail verstehen zu wollen. Dann hast du nämlich irgendwann das komplette Internet zum Thema durchgeklickt, ohne auch nur ein Wort dazu geschrieben zu haben. Daher:

Mach dir wie in Tipp 4 beschrieben zuerst eine Struktur mit den Punkten, zu denen du direkt etwas schreiben kannst. Überall, wo Recherche nötig ist, fügst du einen Platzhalter ein. Wenn du dann später mit einem dreiviertelfertigen Text nur noch ein paar Recherchelücken füllen musst, bist du insgesamt schneller mit dem Text fertig.

8. Überarbeite erst am Schluss

Ja, das ist der Klassiker, aber ich muss mich fast bei jedem meiner Texte wieder daran erinnern. Denn mein innerer Kritiker springt nach jedem meiner geschriebenen Sätze auf und ruft: „Also das müssen wir jetzt aber erstmal checken, das kannst du ja unmöglich so stehen lassen!“.

Tu dir selbst den Gefallen und schreib zunächst den ersten Entwurf deines Textes runter – ohne zwischendurch immer wieder mit den Augen zurück zu springen und zu lesen, was du gerade fabriziert hast.

Du wirst erstaunt sein, in welch kurzer Zeit (und mit welchem Flow-Feeling) du einen Rohtext auf den Bildschirm zauberst, mit dem es sich sehr gut weiterarbeiten lässt. Und da Redigieren an einem Stück auch noch viel effizienter ist als häppchenweise, sparst du auch hier wieder Zeit.

9. Drossele deinen Perfektionismus

Dieser Tipp hängt stark mit dem vorherigen Tipp zusammen, geht aber über das sofortige Redigieren jedes einzelnen Satzes hinaus.

Es geht mir hier eher um die generelle Einstellung zu deinen Arbeitsergebnissen. Ich habe nämlich festgestellt, dass andere z. B. ganz locker Texte von sich veröffentlichen, in denen man noch an Formulierungen feilen könnte oder die noch Fehler enthalten.

Wenn ich so etwas sehe, denke ich jedes Mal: „Sowas kann man doch unmöglich live stellen.“ Und dann merke ich: Doch, kann man. Und die Zielgruppe versteht den Text auch so.

Ein fehlerhafter Text ist natürlich ein Extrem-Beispiel für uns professionelle Texter:innen und ich möchte hier auf keinen Fall dafür plädieren, Auftraggeber:innen einen Text mit Rechtschreibfehlern zu liefern. Aber ist es wirklich nötig, an jeder einzelnen Formulierung ewig herumzutüfteln oder auch noch den fünfundzwanzigsten Aspekt eines Sachverhalts im Text zu nennen?

Die Antwort ist: nein. Denn Texte funktionieren auch ohne einen derartigen Perfektionismus. Und das Irre ist: Der Kund:innen-Anspruch an Texte liegt meist unterhalb des Anspruchs, den wir Texter:innen daran haben.

Ich selbst darf mir das auch immer wieder vor Augen führen. Und bin ganz stolz auf mich, weil ich ursprünglich 15 Schneller-Texten-Tipps in diesen Artikel packen wollte und jetzt auf 12 gekürzt habe.

10. Schreibe nach der Pomodoro-Technik

Auch dieser Tipp hat viel mit den beiden vorangegangenen zu tun, zumindest für mich.

Aber erstmal, was ist die Pomodoro-Technik? Ganz simpel geht es bei dieser Arbeitstechnik darum, dass du in festen Zeitblöcken von z. B. 25 Minuten arbeitest und anschließend eine Pause (z. B. 5 Minuten) machst, bevor es weiter geht. Den Namen verdankt diese Technik einer Eieruhr in Form einer Tomate (= italienisch „pomodoro“).

Vielleicht denkst du jetzt, was ist daran so aufregend, 25 Minuten texten und 5 Minuten pausieren?

Ich fand das auch lange albern und habe wieder einmal überheblich meine Nase gerümpft. Bis ich angefangen habe, Bücher zu schreiben, sprich: mich regelmäßig mit riesigen benötigten Textmengen zu konfrontieren. Und hier kommt die Verbindung zu den o. g. Themen „erst nach dem Schreiben redigieren“ und „inneren Kritiker zum Schweigen bringen“:

Was zumindest ich nämlich in dem 25-minütigen Arbeitsblock mache, ist, wie eine Irre in die Tasten zu hauen, ohne mir irgendwas davon direkt wieder durchzulesen. Ich schreibe und schreibe und erhalte so in kurzer Zeit eine richtig große Menge an Text. Klar, ich erstelle so wirklich erstmal nur eine Rohfassung, die definitiv überarbeitet werden muss.

Aber es ist allein schon mental viel einfacher, etwas Vorhandenes zu überarbeiten als vor einem blinkenden Cursor vor weißem Hintergrund zu hocken und erstmal etwas zustande bringen zu müssen. Und wie oben schon erwähnt: Am Stück zu redigieren spart definitiv Zeit gegenüber der Variante, jeden Satz direkt nach dem Schreiben zu überarbeiten.

11. Mach Pausen

Klingt erstmal kontraproduktiv, wenn man schneller ans Ziel kommen will: Pausen machen. Aber was macht wohl deine Produktivität, wenn du sie zwingst, drei Stunden am Stück vor dem Bildschirm zu kleben und angestrengt blinzelnd am Text zu feilen? Genau, sie geht in die Knie.

Völlig abgesehen davon, dass dein Körper zwischendurch mal bewegt werden möchte, deine Stirn sich für einige Minuten wieder ent-falten will und deine Augen ab und zu einen Blick in die Weite brauchen.

Also, gerade bei längeren Texten: Mach einmal pro Stunde Pause und steh dafür vom Arbeitsplatz auf. Selbst nach wenigen Minuten wirst du dich frischer wieder an die Arbeit machen können und kommst so schneller zu einem besseren Ergebnis.

12. Vermeide Störungen

Zum Abschluss noch so ein Klassiker, aber vielleicht mit etwas mehr Vehemenz vorgetragen (da ich selbst extrem störungsempfindlich bin):

Jede Störung reißt dich so stark raus aus deiner Textarbeit, dass es anschließend mehrere Minuten dauert, bis du dich wieder in den gerade bearbeiteten Punkt hinein gedacht hast.

Wenn also zwischendurch gerne deine Tante anruft, weil sie „nur ganz kurz was fragen“ will, oder deine Freundinnen immer mal wieder im Gruppen-WhatsApp-Chat zu Höchstformen auflaufen oder tagsüber mehrfach Paketboten klingeln, um etwas für die Nachbarn abzugeben: Sei radikal!

Stöpsele das Festnetz aus, leg dein Handy in einen anderen Raum oder schalte es auf Flugmodus und stell die Türklingel auf lautlos. Tu alles, was deine Konzentration schützt. Wenn dein Umfeld dir während des Arbeitstages nicht deine nötige Ruhe für Konzentration gönnt, gönn du sie dir.

Du wirst sehen, wie viel schneller du deine Texte schaffst, wenn du plötzlich störungs- und ablenkungsfreie Blöcke dafür zur Verfügung hast.

In welchen dieser Bereiche möchtest du dich weiterentwickeln?

Du merkst, es gibt unterschiedliche Ansätze, mehr Text in kürzerer Zeit zu schaffen. Manches hat mit unserem Außen zu tun, das meiste jedoch mit unserem Inneren.

In jedem Fall liegt es in unserer Verantwortung dafür zu sorgen, dass wir als Freiberufler:innen alles haben, was wir zum optimalen Arbeiten brauchen. Sei es ein unterstützendes Mindset, eine förderliche Arbeitsweise oder vielleicht sogar ein Tool.

Auf deinen Erfolg!

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